Ländlicher Idylle – Rosi II

Idylle II

Komme ich an meinem morgendlichen Spaziergang nun an diesem Hof vorbei so ist die Rosi nicht selten dabei etwas zu tun. Das eine mal schleppt sie früh morgens eine große Gießkanne von der noch größeren Regentonne in ihren Garten oder ums „Marterl“ ( Bildstock mit allerlei Heiligenbildern) um dort die Pflanzen und Blumen zu gießen. Dann recht sie die Wiese und schleppt das Gras auf einige kleine Häufchen, rupft zu groß gewordenes Unkraut. Das macht sie auch schon um 6.00 Uhr oder später oder auch vorher. Nachmittags sitzt sie meist auf der Veranda, manchmal sitzt auch wer dabei. Sieht sie mich spricht sie mich auch gerne an. Einmal sogar ist sie extra die recht lange Einfahrt regelrecht gesprintet um mich „abzufangen“. Dann unterhalten wir uns und ich höre ihr zu auch wenn sie so manches mal das eine oder andere nicht zum ersten mal erzählt. Ich wechsle auch schon mal das Thema oder höre kurz zu, die Rosi hat soviel zu erzählen das sie selbst schnell das Thema wechselt und so immer wieder etwas „neues“ erzählt wird. Nicht selten muss ich mich regelrecht „losreisen“ weil die Rosi nicht aufhören will zu erzählen. So manches mal hört Rosi sofort zu sprechen auf, wird sehr aufgeregt und fragt sichtlich neugierig wer denn da auf der Straße vorbei spaziert oder läuft. Und so erfahre ich das sie durch widrige „Umstände“ im Leben nie einen Anspruch auf eine Pension erworben hatte. Der Schwiegervater wollte den Hof nicht überschreiben und der Ehemann starb dann sehr früh, der Hof gehörte ihr gerade knappe 24 Stunden, fürs „Finanzamt“ ( Erbschaftssteuer) mußte der Tracktor Notverkauft werden. Lange Zeit war sie erst gar nicht Versichert “ Krankenversicherung konnten wir uns nicht leisten, den Arzt auch nicht“ und so kam es eben das ein ins Auge geratener Metallsplitter fast zur Erblindung führte. Ein Zeckenbiss „Gifitg“ war und deshalb der eine Fuß nicht mehr will und sie 3 Monate im Krankenhaus verbrachte. Es eine Herzoperation gab und nicht nur einmal und vieles mehr. Eigentlich fast zu viel für einen Menschen der noch aufrecht geht. Das sie von einer „Gnadenpension“ lebt von der ich keine zwei halbwegs Ordentlichen Winterreifen kaufen könnte. Sie spricht von ihren Söhnen wovon nur noch einer am Leben ist der aber schon sehr lange einen Bergbauernhof bewirtschaftet wo er mit Frau und Kinder lebt, von Enkeln und Urenkeln manchmal von ihrem anderen Sohn der vor langer Zeit selbst sein Leben ein Ende setzte. Ich kann mich noch gut erinnern welche Gerüchte es zu seiner Lebzeit alles gab. Eines davon “ Das sind doch nur alles Simulierereien weil er auf Frühpension spekuliert“. Irgendwann fand man ihn dann mit einem Bolzenschußgerät ( Gerät zum Schlachten von Tieren) tot im Wald. Rosi läst nur wage durchblicken das er schlecht schlief und der eine oder Andere gerne tagsüber auch mit Tracktor über den Hof fuhr sofern der Sohn nur Nachtschicht gehabt hätte. Sie erzählt auch gerne wie der Sohn zu ihren Gunsten auf sein Erbe verzichtet hatte damit sie nicht den Hof hatte verlassen müssen. Von ihrer Gandenpension sparte sie sich 1000€ sicherlich vom Munde ab. Für ein einfaches, schlichtes aber auf alle Fälle christliches Begräbnis. Irgendwer hatte das Geld gestohlen, womöglich die Aushilfe vom Pflegedienst aber beweisen konnte man ihr nichts. Ein Polizist lies nicht locker und so bekam Rosi doch noch 500€ von der Versicherung in Kulanz ( Geld war nicht versperrt nur versteckt). Leider aber konnte ihr die Polizei nicht helfen als man ihr damals das alte Kruzifix aus der kleinen „Kapelle“ gestohlen hatte.